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Parasitenbefall an Nisthilfen

Vor- und Nachteile von Insekten-Nisthilfen

Hilfe!? - Parasitenbefall

Immer wieder gibt es viele Diskussionen zum Thema  Parasiten an Insekten-Nisthilfen.

Grundsätzlich ist es wunderbar, dass wir uns Sorgen um unsere Wildbienen machen, denn den Wildbienen und auch anderen Insekten geht es schlecht.

Viele Arten sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Aber nicht nur Wildbienen, Schmetterlinge und Käfern sondern auch Parasiten gehören in einem intakten Ökosystem dazu. Das können z.b. Goldwespen, Taufliegen, Keulhornwespen, Schlupfwespen oder auch Milben sein. Fast jede Wildbiene hat einen natürlichen Gegenspieler. So werden z.B. verschiedene Sandbienen von Blutbienen parasitiert. Und auch Milben befallen Wildbienen.

Natürlich ist es nicht schön, wenn man in seiner Nisthilfe einen Milbenbefall an den Wildbienen feststellt und man ist im ersten Moment wahrscheinlich schockiert.

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Ein besonders schöner Parasit: Die farbenprächtige Goldwespe
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Der schwarze Trauerschweber ist ein Brutpasrasit.

Wie geht man nun damit um, wenn man einen Befall feststellt? 

Wir möchten den Wildbienen ja schließlich helfen. Aber zur Artenvielfalt gehören eben alle anderen Arten auch und auch diese fördern wir mit unseren Nisthilfen.

Das ist auch wichtig, denn ohne diese Arten würde das biologische Kartenhaus zusammenfallen. Es baut sich alles aufeinander auf… Vom mikroskopisch kleinem Tierchen über Käfer, Falter, Vögel, bis hin zu den großen Säugetieren. 

Das Problem, was wir aber momentan bei den Wildbiene“Hotels“ haben ist, dass wir ein bisschen aus den Augen verlieren, dass Wildbienen gerade mal einen ziemlich kleinen Flugradius von wenigen 100 m haben.

Ein starker Parasitenbefall, der wirklich die gesamte Population befällt kommt vor allen an riesigen Nisthilfen zustande.

Wir verschieben mit diesen „Megabauten“ das ökologische Gleichgewicht und es befinden sich so viel zu viele Nistplätze für einen viel zu begrenzten Flugradius der Wildbienen an einer Stelle. In der Natur kommen solche Massen an Nistmöglichkeiten garnicht vor.

Dazu schreibt der Biologe und Wildbienenexperte Werner David Folgendes:

Als problematisch erweist sich der typische deutsche Hang zum Gigantismus. Bereits in einer einzigen Konservendose mit Naturstrohhalmen können sich unter optimalen Bedingungen über 1000 Scheren- oder L.cherbienen entwickeln.

Beim Bau der typischen Wildbienen-Citys oder –Wolkenkratzer, die man jetzt immer häufiger sieht, würde der Besatz – bei einer vernünftigen Bauweise – daher locker in die Zehntausende gehen.

Eine derartige „Überbevölkerung“ kommt in freier Natur normalerweise nicht vor, lediglich im Erdboden nistende Arten können zum Teile riesige Aggregationen bilden. Der Parasitendruck könnte unter solchen Bedingungen stark ansteigen, da die normale Besatzdichte in freier Natur lokal drastisch überschritten wird. Normalerweise stehen Parasit und Wirt immer in einem einigermaßen stabilen Gleichgewicht… 

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Gut gemeint...😳🤔 Sehr schön auf jeden Fall die tolle Dachbegrünung
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Schlupfwespen haben einen sehr langen "Legebohrer". Nachdem sie einen passenden Wirt gefunden hat, legt sie ihr Ei in die vorhandenen Brutzellen.

Die Parasiten sind in dem Falle quasi der Hüter der Natur, befallen die Wildbienen und dezimieren deren Population und stellen somit das ökologische Gleichgewicht in gewisse Art und Weise wieder her. Im nächsten Jahr, wenn’s weniger Bienen gibt, wird sich die Population der Parasiten auch wieder angleichen und das ökologische Gleichgewicht ist wieder hergestellt.

Toll an diesen großen Nisthilfen ist natürlich, das man mit diesen viel Aufmerksamkeit bei Menschen, die sich vorher nicht mit der Materie befasst haben, erzeugen kann. 

Es ist ja auch wirklich faszinierend,  einer Wildbiene beim bauen ihrer Brutzellen zuzuschauen.

Viele kleine Nisthilfen an vielen verschiedene Orten würden aber helfen, einen extremen Befall zu reduzieren. 

Leider werden noch immer viele komplett ungeeignete „Bienenhotels“ angeboten. Davon mal abgesehen, das der Begriff  „Hotel“ irreführend ist.  In einem Hotel bleibt man schließlich nur ein paar Tage oder bestenfalls einige Wochen.

Eigentlich sind es eher  Kinderstuben, denn hier sollen ja die Larven der Bienen aufwachsen und für ihre komplette Entwicklung benötigen diese ein ganzes Jahr.

Beim Eigenbau solle man ebenfalls unbedingt auf geeignete Materialien achten. Füllungen wie Tannenzapfen, Stroh, Moos oder Ziegel werden von Wildbienen nicht besiedelt. Für Spinnen, Kellerasseln und andere Insekten bieten sie vielleicht einen Unterschlupf, aber die Enttäuschung ist am Ende groß, da man ja eigentlich Wildbienen beobachten möchte…

Schade um die viele Arbeit und das Geld.

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Ungeeignete Nisthilfe...Leider immer noch ein häufig gesehenes Bild
Ein strukturreicher Garten bietet Wildbienen & Co. einen überlebenswichtigen Lebensraum

Aber noch viel wichtiger als Nisthilfen aufzustellen ist es, natürliche Lebensräume zu schützen oder anzulegen. Zweidrittel der Wildbienen nisten nämlich im Boden und brauchen ein vielfältiges Nahrungsangebot, Nistmaterial und ausreichende Nistmöglichkeiten.

Durch öde und aufgeräumte Gärten, sowie die Versiegelung von Flächen durch beispielsweise Schotter, finden die Wildbienen kaum noch einen geeigneten Lebensraum.

Viele Wildbienenarten nisten im lückigen, naturbelassenen Rasen oder Wegen, an lehmigen Steilhängen und Abbruchkanten oder oberirdisch beispielsweise in Mauerritzen, Totholz oder markhaltigen Stängeln.

Mit offenen Stellen im Boden, einem vielfältigem Angebot an heimischen Pflanzen, kein Einsatz von Gift und der ein oder anderen „wilden“ Ecke ist im eigenen Garten schon viel getan.

Weitere Infos und Quellen:

naturgartenfreude.de

Milbenbefall-PDF

flow-bee.de

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